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Wer jetzt nicht handelt, verliert: Fachkräfte gewinnen in einer neuen Arbeitswelt

Von Stefano Pettinella – Business Coach (IHK) und Personalberater mit Fokus auf die Heimtierbranche


Die Heimtierbranche boomt – doch der Arbeitsmarkt kippt. Während neue Marken, Produkte und Vertriebskanäle entstehen, fehlt es vielen Unternehmen zunehmend an denen, die all das umsetzen sollen: qualifizierte Fach- und Führungskräfte. Und das ist nicht nur ein brancheninternes Phänomen. Was uns bevorsteht, ist ein demografischer Tsunami.


Der Fachkräftemangel ist da – und wird bleiben

Aktuelle Daten zeigen: Die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland schrumpft dramatisch – selbst bei optimistischen Annahmen zur Zuwanderung. Bis 2060 droht ein Rückgang um mehrere Millionen Arbeitskräfte. Besonders betroffen: wissensintensive Branchen wie Tiergesundheit, Heimtiernahrung, Produktentwicklung und B2B-Vertrieb.

Gleichzeitig steigt die durchschnittliche Zeitspanne zwischen Stellenausschreibung und Vertragsannahme auf teils über 190 Tage. Die Qualität der Bewerbungen lässt nach: Laut StepStone sehen 69 % der Recruiter erhebliche Probleme, geeignete Kandidaten zu finden. In Großunternehmen betrifft das sogar 80 % der Befragten.


Das Sankt-Florian-Prinzip: "Fachkräftemangel ja – aber nicht bei uns"

In meiner Arbeit als Personalberater und Business Coach begegne ich regelmäßig der Haltung: „Wir haben das Problem erkannt, aber wir sind nicht schuld.“ Oft wird der ausbleibende Bewerbungseingang mit vermeintlich mangelnder Motivation der jungen Generation erklärt. Oder: „Wir schreiben doch aus – entweder bewirbt sich keiner oder die haben überzogene Forderungen.“

Diese Aussagen spiegeln ein strukturelles Missverständnis: Der Arbeitsmarkt hat sich fundamental verändert. Unternehmen sind nicht mehr die Wählenden – sie werden gewählt.

Doch die bloße Anerkennung dieses Problems reicht bei weitem nicht aus. Wer die Herausforderungen der neuen Arbeitswelt wirklich annehmen will, muss bereit sein, konsequent Verhalten zu ändern: Prozesse müssen schneller, klarer und bewerberfreundlicher werden. Kommunikation muss ehrlich, wertschätzend und verbindlich erfolgen. Und die innere Haltung gegenüber Kandidaten – insbesondere gegenüber jungen, internationalen oder unkonventionellen Profilen – muss sich wandeln.

Es geht nicht um kosmetische Korrekturen, sondern um einen echten Perspektiv- und Prozesswechsel. Nur wer bereit ist, auch unternehmerisch neu zu denken, wird den Wandel nicht nur überstehen – sondern aktiv gestalten.


Psychografischer Wandel: Talente ticken anders

Zwischen Babyboomern und Generation Z liegen nicht nur Jahre, sondern Welten. Während „Ältere“ Loyalität, Stabilität und ein gutes Gehalt schätzten, suchen jüngere Generationen nach Sinn, Entwicklung und Augenhöhe. Sie fordern Transparenz, Authentizität und Geschwindigkeit – nicht aus Arroganz, sondern weil sie gelernt haben, dass ihre Zeit kostbar ist und sie respektiert werden wollen.


Was sie abschreckt? Langwierige Prozesse ohne Rückmeldung, Scheintransparenz. Karriereseiten voller Slogans, aber ohne Substanz. Wer den Kulturwandel ignoriert, verliert den Anschluss.


Stefano Pettinella, Fachkräfte gewinnen in einer neuen Arbeitswelt, Quelle: Steffen Hildenbrand
Stefano Pettinella, Fachkräfte gewinnen in einer neuen Arbeitswelt, Quelle: Steffen Hildenbrand

Fünf Maßnahmen, mit denen Recruiting neu gelebt werden muss

Aus meiner Erfahrung in der Heimtierbranche – auf operativer Leitungsebene in Europa und Nordamerika – sowie aus zahlreichen CVI-Auswertungen und Bewerbungsprozessen mit Kandidaten lassen sich fünf zentrale Handlungsfelder ableiten:


  1. Employer Branding: Gelebt statt gepredigt

    Eine starke Arbeitgebermarke entsteht nicht in Broschüren, sondern im Verhalten. Werte wie „Verantwortung“, „Innovation“ oder „Verlässlichkeit“ müssen in Meetings, Bewerbungsgesprächen und E-Mails sichtbar werden – nicht nur auf der Webseite.


    Besonders jüngere Generationen – allen voran Gen Z und Alpha – nehmen genau wahr, ob ein Unternehmen Wertschätzung und Verbindlichkeit lebt. Ein besonders schädliches Phänomen in diesem Zusammenhang ist das sogenannte „Ghosting“ auf Unternehmensseite, definiert als Kontaktabbruch ohne Erklärung: Bewerbungen bleiben unbeantwortet, Rückmeldungen versanden, Gespräche werden kommentarlos nicht fortgeführt.


    Für viele junge Talente ist das ein klares Ausschlusskriterium. Die Folge: Absprung während des Bewerbungsprozesses, schlechte Bewertungen auf Plattformen wie Kununu oder Glassdoor – und ein beschädigtes Image, das sich langfristig auf Umsatz und Attraktivität auswirken kann.

    Wer eine Arbeitgebermarke mit Substanz aufbauen will, muss heute jede Bewerbung als Kontakt mit einem potenziellen Markenbotschafter verstehen – unabhängig vom Ausgang des Verfahrens.


  2. Schnelligkeit & Klarheit im Prozess

    Eine Bewerbung sollte in unter fünf Minuten möglich sein. Eine erste Rückmeldung muss spätestens nach einer Woche erfolgen. Gespräche gehören in die Hände der Fachbereiche – nicht ausschließlich der Personalabteilung.


  3. Unkonventionelle Profile aktiv einbeziehen

    Lebensläufe mit Brüchen, Quereinstiegen oder internationalen Stationen werden oft vorschnell aussortiert. Dabei bergen sie häufig Innovationskraft, Entscheidungsfreude, Resilienz und neue Perspektiven. Wer nur „perfekte“ Profile sucht, findet in Zukunft gar keine mehr.


  4. Erfahrene Talente („Silverbacks“) neu bewerten

    Ü50-Kandidaten bringen Ruhe, Tiefe und Führungsstärke – aber oft keine hippen CVs. Statt Vorurteile („teuer“, „nicht digital“, „nicht lernfähig“) zu reproduzieren, lohnt der Blick auf das, was sie wirklich mitbringen: Gelassenheit, Überblick, Loyalität.


  5. Internationale Fachkräfte fördern statt nur fordern

    Deutschland wird ohne Zuwanderung seine Personalbedarfe nicht decken können. Doch wer Talente aus dem Ausland gewinnen will, muss bereit sein zu investieren: Sprachbegleitung, kulturelle Integration, Mentoring, Einarbeitungszeit. Erfolgreiche Fallbeispiele gibt es längst – auch in unserer Branche.


Unternehmerisches Handeln statt HR-Verwaltung

Die Erkenntnis daraus ist klar: Recruiting muss Chefsache werden. Es reicht nicht, Vakanzen zu „verwalten“. Erfolgreiche Unternehmen begreifen Personalarbeit als strategischen Wettbewerbsfaktor. Sie wissen: Der entscheidende Engpass der Zukunft ist nicht Kapital, sondern Kompetenz.


Was wirklich zählt: Die Passung

Erfahrung allein reicht nicht. Kompetenz allein reicht nicht. Erfolgreiche Besetzungen basieren auf echter Passung: zur Aufgabe, zur Führungskraft, zur Kultur. Der von mir eingesetzte Core Values Index (CVI) hilft, genau das herauszufinden – und bietet Unternehmen eine objektive Basis für nachhaltige Entscheidungen.


Der CVI misst die stabilen, inneren Antriebskräfte eines Menschen: Was motiviert? Wie tickt er oder sie? Wie reagiert er oder sie unter Druck? Welche Rolle passt langfristig zur Persönlichkeit? Diese Erkenntnisse verbessern die Qualität von Besetzungen und senken Fluktuation und Fehlentscheidungen.


Ein Personalberater, der die Branche versteht, Quelle: Dustin Will
Ein Personalberater, der die Branche versteht, Quelle: Dustin Will

Ein Personalberater, der die Branche versteht

Ich bin überzeugt: Gute Personalberatung beginnt nicht mit einem Stellenprofil – sondern mit echtem Zuhören. Mit einem tiefen Verständnis für Unternehmen, Produkte, Marktlogik und vor allem auch die gelebte Kultur. Wer in der Heimtierbranche erfolgreich rekrutieren will, braucht kein Vermittlungsbüro – sondern einen Partner auf Augenhöhe, der Chancen erkennt, Klartext spricht und langfristig denkt.


Als zertifizierter Business Coach (IHK), operativer Branchenkenner und Netzwerker mit direktem Zugang zu hochqualifizierten Kandidaten bin ich überzeugt: Die Lösungen sind da. Aber sie brauchen den Mut zur Veränderung – und da begleiten wir.


Fazit: Wer jetzt handelt, hat morgen die besten Leute

Der Kampf um Talente läuft auf Hochtouren. Die Frage ist nicht, ob Sie betroffen sind – sondern, ob Sie vorbereitet sind und handeln. Die gute Nachricht: Unternehmen, die heute beginnen, Recruiting strategisch neu zu denken, haben morgen die besten Mitarbeiter. Und vielleicht einen entscheidenden Vorsprung im Markt. 


Stefano Pettinella

Partner | Business Lead 'Pet, Horses & Apiculture'

Riebensahm Agribusiness Recruiting

Business Coach (IHK) + Certified CVI-Coach

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Stefano Pettinella ist Experte für Talentgewinnung und die Entwicklung von Fach- und Führungskräften. Mit über 25 Jahren Erfahrung in leitenden Positionen der Heimtiernahrungs- und Tiergesundheitsbranche in Europa und den USA verfügt er über fundiertes Branchenwissen und ein internationales Netzwerk.


Als zertifizierter Business Coach (IHK) unterstützt er Unternehmen gezielt in der Team- und Mitarbeiterentwicklung, um nachhaltige Erfolge zu sichern. Seine akademische Ausbildung absolvierte er in Deutschland, Italien, Frankreich und den USA und verbindet so eine internationale Perspektive mit praxisnaher Expertise.


Neben seiner beruflichen Tätigkeit engagiert er sich als Bienensachverständiger und Bienenfachwart in der Familienimkerei – ein Bereich, der sein Bewusstsein für natürliche Reinheit, nachhaltige Produktion und die hohe Verantwortung für Lebensmittelqualität schärft.


Core Values Index (CVI): Klarheit über Antrieb und Potenzial

Der Core Values Index (CVI) ist kein gewöhnlicher Persönlichkeitstest – sondern ein präzises Instrument, um die innersten Antriebskräfte eines Menschen sichtbar zu machen. Er zeigt, was uns wirklich motiviert, wie wir mit Herausforderungen umgehen – und wie wir unser Potenzial im Job oder im Team voll entfalten können.


Im Gegensatz zu herkömmlichen Tools misst der CVI keine momentanen Vorlieben, sondern stabile, lebenslange Grundmuster. Mit einer wissenschaftlich belegten Genauigkeit von 97,7 %, ohne manipulierbare Fragen oder Defizitfokus, ist der CVI ideal für Führungskräfte, Teams und alle, die sich selbst besser verstehen – und gezielter führen – wollen.

Der CVI basiert auf bewährten psychologischen Theorien der Wissenschaftler Abraham Maslow, Gordon Allport und Eduard Spranger.


Riebensahm Agribusiness Recruiting:

Personalberatung mit Branchenfokus und Haltung

Riebensahm Agribusiness Recruiting ist spezialisiert auf die Besetzung von Fach- und Führungspositionen im Agribusiness – von der Landwirtschaft über vor- und nachgelagerte Wirtschaftsbereiche bis hin zur Heimtier- und Tiergesundheitsbranche. Als langfristiger Partner begleitet das erfahrene Team Unternehmen und Talente vertrauensvoll, persönlich und auf Augenhöhe.


Der Beratungsansatz verbindet Branchenexpertise mit klarer Kommunikation, Verantwortung und einem belastbaren Netzwerk. Ob Executive Search, Karriereberatung oder Coaching – Riebensahm steht für nachhaltige, passgenaue Besetzungen und echtes Verständnis für Menschen, Märkte und Unternehmenskulturen.


 
 
 

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